DER KOLOSS VON KONGA

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Der Koloss von Konga
Sing Sing Wong | Hongkong | 1977
IMDb, OFDb, Schnittberichte

Die hübsche Samantha (Evelyne Kraft) lebt mit dem friedlichen Riesenaffen Utam in einem abgelegenen Gebirge. Doch eines Tages dringt der Abenteurer Johnnie (Danny Lee) zu den beiden vor, um Utam auf Geheiß die geldgierigen Lu Tiem (Feng Ku) nach Hongkong zu holen. Dieser möchte den friedlichen Riesen ausstellen, was jedoch schnell zu einer Katastrophe in der Millionenstadt führt.

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1976 schlug der von John Guillermin gedrehte KING KONG – ein Remake des Klassikers KING KONG UND DIE WEIßE FRAU von 1933 – ein wie eine Bombe und schlagartig standen riesenhafte Affen die Großstädte zerlegen wieder hoch im (Film-)Kurs. Das nahm man auch in Hongkong wahr, wo die Produktionsfirma Shaw Brothers sich seit Jahren einen Namen mit unzähligen Martial-Arts-Filmen gemacht hatte. Und da man im asiatischen Filmwesen ja seit GODZILLA (1954) durchaus vertraut mit dem Wirken großwüchsiger Tiere ist, begaben sich die Karate-Fachleute daran, unter Regie von Meng Hua Ho auch mal einen Fantasy-Streifen zu produzieren.
Da KING KONG (1976) wie erwähnt einen beachtlichen Erfolg verbuchen konnte, nahm sich Drehbuchautor Kuang Ni diese Geschichte dann auch gleich zur Brust und schrieb sie einfach – ein paar Detailänderungen inklusive – noch einmal nieder. Das Konzept des der Natur entrissenen Tieres, das vom Menschen aus Gier gegängelt wird und deshalb in zerstörerische Wut ausbricht ist aber auch einfach zu gut, als das man es leichtfertig ändern sollte. Das das Ganze dann aber derart stoisch kopiert wird, ist schon beachtlich.

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Der einzig nennenswerte Unterschied zum Original besteht darin, dass die holde Blondie schon seit längerer Zeit beim Urwaldriesen lebt, anstatt nur kurzfristig im Dschungel aufzutauchen. Deshalb wird diesen Sequenzen auch etwas mehr Spielzeit zugestanden, was für einige unfassbar alberne Szenen im Dickicht sorgt. In den liebvollen Modellbauen taumelt nämlich nicht nur der Affe Utam umher, sondern auch allerlei Getier, dass von der Schweizerin Evelyne Kraft nach Gutdünken geherzt wird. Dass dabei auch schon mal eine Raubkatze umher geschleudert wird oder man nackt in Bergseen plantscht, gehört zum guten Ton. Dieser Teil des Films dürfte somit vor allem etwas für Zuschauer sein, die ihr Hirn auch gerne mal zu Gunsten von sinnfreiem Trash ausschalten.

Kommissar: Warum sagen Sie das jetzt erst? Wo ist das Mädchen?
Johnnie: Ich weiß nicht, man muss sie suchen. Sie trägt ‘nen Lendenschurz und ‘nen Lederfetzen obenrum … es kann doch nicht so schwer sein, sie zu finden!
Kommissar: Nur mit’m Lendenschurz? Natürlich finden wir die!

Die erwähnte Darstellerin macht ihren Job – trotz eines äußerst bedrohlich wirkenden Sonnenbrands – übrigens recht ordentlich, und kann als betörender Nackedei allemal überzeugen; auch wenn die Szenen, in denen sie tatsächlich hüllenlos daherkommt, es lediglich in die Trailer geschafft haben. Ihr Partner Danny Lee gibt dazu einen weitestgehend grauen Helden ab, der sich Feng Ku in der Rolle des Bösewichts gegenübersieht. Ku gehört zu den alten Recken von Hongkongs Martial-Arts-Kino und bietet eine routiniert unauffällige Leistung.

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Aber warum sollte man zu viele Worte zu den menschlichen Mimen verlieren, wenn auch ein behaarter Urwaldbewohner vor die Kamera tritt? Dieser wird fast ausschließlich per Kostüm dargestellt, welches ein maximal durchschnittliches Niveau erreicht. Das passt herrlich zur trashigen ersten Hälfte des Films, fällt aber im zweiten Teil – der Zerstörung der Stadt – teils ein wenig negativ auf. Das wird allerdings locker durch die fantastischen Modellbauten aufgewogen, die es allerorten zu sehen gibt. Das Effektteam um Sadamasa Arikawa – der unter anderem an DIE RÜCKKEHR DES KING KONG (1962), FRANKENSTEIN UND DIE MONSTER AUS DEM ALL (1968) und U 4000 – PANIK UNTER DEM OZEAN (1969) mitwirkte – wurde dabei eigens aus Japan eingeschifft, da man sich dort bekanntlich mit Monsterfilmen auskennt. Und was die Jungs dann abliefern ist wirklich beachtlich. Vor allem die schiere Vielzahl an verschiedenen, äußerst detaillierten Gebäuden macht viele Sequenzen zu einem wahren Augenschmaus. Der Maßstab der Stadt ist dabei sehr oft gut getroffen und lässt Freunde guter Effekte mit einem vor Staunen offenen Mund zurück. Das macht wirklich Spaß und lässt einen die stereotype Geschichte schnell vergessen.
Es bleibt also ein in der ersten Hälfte sehr albern-trashiger Streifen, der dann zu einem klassischen Monster-in-Town-Finale kommt, das jedoch beeindruckend schön umgesetzt ist. Wirklich aus dem Gros der Monster-Trasher erheben kann sich das Filmchen mit dieser Leistung zwar nicht, aber als flotter Unterhaltungsfilm funktioniert der Streifen äußerst gut. Und manchmal ist eine leicht bekleidete Dschungelschönheit mit einem riesigen Affen im Schlepptau, der dann eine Miniaturstadt zerkloppt, auch schon vollkommen ausreichend für einen gelungenen Filmabend.

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Ein Rip-Off ohne eigene Ideen aber mit vielen tollen Effekten. Dazu gibt es noch eine halbe Stunde voller Dschungel-Albernheiten. Passt!


Antworten

  1. Filmforum Bremen » Das Bloggen der Anderen (17-05-13)

    […] totalschadens Meinung kann man dann hier lesen. Desweiteren: Der King-Kong-Rip-Off „Der Koloss von Konga“ aus Hongkong. Dazu ein persönlicher Aufruf. Als ich neulich nach „Invasion aus dem Innern der […]

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  2. Avatar von LADY DRACULA | SPLATTERTRASH
    LADY DRACULA | SPLATTERTRASH

    […] DES BÖSEN (1972) zu sehen und im Jahr 1977 sollte sie als Dschungelschönheit im King Kong-Rip-Off DER KOLOSS VON KONGA […]

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  3. Avatar von DIE TODESENGEL DES KUNG FU | SPLATTERTRASH
    DIE TODESENGEL DES KUNG FU | SPLATTERTRASH

    […] im deutschen Horror-Trasher LADY DRACULA und im ebenfalls von den Shaw Brothers stammenden DER KOLOSS VON KONGA zu ihrem Jahr machen sollte, trumpft dann vor allem im Finale ganz groß auf, wenn sie sich […]

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